Du sollst nicht lügen!

Das ist wohl ein Satz, den jeder von uns tief verankert hat. Wir wünschen uns, dass unsere Kinder ehrlich sind und nicht lügen. Vor allem nicht uns Eltern gegenüber!

Warum ist es uns denn so wichtig?

Sicher kennst Du auch Sprüche wie: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ oder „Lügen haben kurze Beine“
Die Liste ist unendlich lang, Wahrheit und Ehrlichkeit sind sehr hohe Werte die von den meisten Menschen als sehr wichtig eingestuft werden. Demzufolge ist das Gegenteil – die Lüge – nicht akzeptabel und wir reagieren sehr emotional darauf, wenn sie entdeckt wird.

Aber schauen wir doch einmal genau hin und es gibt auch ein schönes Zitat von Wilhelm Busch dazu: „Wer dir sagt, er hätte noch nie gelogen, dem traue nicht, mein Sohn!“
Denn sei doch mal ehrlich zu Dir selbst; Auch wir Erwachsene sagen nicht immer zu allem und jedem die Wahrheit! Wahrscheinlich kommt es sogar mehrmals am Tag vor, dass Du lügst – meist, ohne es bewusst wahrzunehmen. Und genau da sollten wir auch unseren Kindern gegenüber ehrlich sein, denn sie wissen schon längst, dass auch die Eltern nicht immer die Wahrheit sagen, das sehen sie schon, wenn sie uns in der Kommunikation miteinander, den Lehrern oder fremden Menschen auf der Straße gegenüber beobachten.

Da gibt es die Höflichkeitslüge „Wie schön, dich zu sehen!“, die Notlüge „Oh, da hab ich leider keine Zeit“, oder wir lügen aus Angst, Scham oder auch zum Schutz anderer oder der Privatsphäre. Vielleicht auch mit guter Absicht um eine Überraschung nicht aufzudecken. Die Liste ist sicher noch viel länger, aber vielleicht hilft es schon, wenn Du Dir klar machst, wie viele Möglichkeiten es hier gibt und die meisten werden diese Art von Lügen im Alltag gar nicht mal als solche wahrnehmen.

Aber was haben nun alle diese Lügen gemeinsam?

In erster Linie handelst Du durch die Lüge nicht gegen den anderen sondern für Dich selbst. Du sorgst dafür, dass Du Dich besser fühlst, dass Deine Werte und Bedürfnisse erfüllt sind. Du willst verhindern, dass andere verletzt, sauer oder enttäuscht sind. In dem Moment denkst Du wahrscheinlich gar nicht: „Was passiert, wenn die Lüge auffliegt?“
Du blendest es in dem Moment völlig aus, dass das überhaupt passieren könnte. Du bist auch davon überzeugt, dass es legitim ist, in dieser Situation zu einer Lüge zu greifen.

Ja und genau so geht es auch Deinem Kind. Es möchte in der Situation etwas für sich tun und nicht gegen Dich. Vielleicht fürchtet es, dass Du sauer bist oder irgend etwas unangenehmes passiert, wenn es die Wahrheit sagt.
Da Du Dein Kind aber sehr gut kennst, wirst Du es wahrscheinlich entweder spüren, dass es sich um eine Lüge handelt oder Du überprüfst es, weil Du ihm nicht glaubst
Und nun kommt die Lüge ans Licht, was fühlst Du nun? Wahrscheinlich bist Du enttäuscht oder verletzt, denn Dir sind Werte wie Ehrlichkeit und Vertrauen wichtig. Gerade von unserem Kind erwarten wir einen vertrauensvollen Umgang.

Ein erster Impuls wird vielleicht sein, dass Du verhindern willst, jemals wieder von Deinem Kind angelogen zu werden. Doch ist das wirklich realistisch? Gerade aufs ganze Leben betrachtet wollen wir sicher nicht, dass unser Kind in jeder Situation zu jedem Menschen ausschließlich die Wahrheit sagt. Natürlich ist es wichtig, dass Eure Beziehung vertrauensvoll ist, deshalb finde ich es wichtig, genau dafür zu sorgen. Denn Vertrauen ist etwas, dass sich aufbaut und entwickelt. Vielleicht hat Dein Kind Angst vor Deiner Reaktion, wenn Du die Wahrheit erfährst oder es möchte sich selbst einen Fehler nicht eingestehen. Vielleicht steckt auch ein geringer Selbstwert oder ein Konflikt mit jemandem dahinter. Je öfter es in genau diesen Situationen erfährt, dass es sich Deiner Liebe und Unterstützung sicher sein kann, desto weniger kommt es zu diesen Situationen.

Wichtig ist es auch, ins Gespräch zu gehen und erklären, was die Lüge mit Dir gemacht hat und warum, ohne Schuldzuweisung. Und dann könnt ihr gemeinsam nach Alternativen suchen.
Ihr könnt auch mit dem Kind zusammen die verschiedenen Arten von Lügen besprechen, in welchen Situationen es ok ist, sie zu verwenden. Zum Beispiel, um andere Menschen zu schützen oder nicht zu verletzen.
So bekommt das Kind nach und nach ein Gefühl für einen guten Umgang mit der Wahrheit und Vertrauen. Und genau das Vertrauen ist die Basis dafür, dass Dein Kind nicht aus Angst vor Deiner Reaktion zu einer Lüge greift, sondern es sich sicher fühlt, dass Du mit der Wahrheit umgehen kannst.

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