Im heutigen Blogpost geht es um das Thema Grenzen, vor allem darum, wie du deinen Kindern das Thema näherbringen kannst, sodass sie es verstehen und respektieren. Zudem zeige ich dir, wie du deine eigenen Grenzen erkennst und klar kommunizierst, denn Kinder lernen durch deine Vorbildfunktion, wie du eine liebevolle und dennoch konsequente Kommunikation mit deinen Kindern pflegst. Habe ich dich neugierig gemacht? Dann schau rein, mach's dir auf deiner Couch gemütlich und lass uns das Thema Grenzen auf eine etwas andere Weise genauer ansehen!
Kinder brauchen Grenzen? Wie du Grenzen setzt und schützt.
Vielleicht hörst du auch immer wieder den Satz: „Dein Kind braucht Grenzen!“ oder „Du musst deinem Kind Grenzen aufzeigen!“ Aber was sind eigentlich Grenzen?
Ich stelle mir dann immer ein Kind vor, um das ein Zaun gezogen wird. In diesem Bereich darf es sich bewegen, und wenn es darüber hinausgeht, ziehen wir einen höheren Zaun oder machen ihn noch enger. Wenn das nicht hilft, bauen wir Mauern. Ich finde es falsch, Grenzen zu setzen, nur um der Grenzen willen. Unsere Welt ist voller Grenzen. Vielmehr sollten wir unser Kind an die Hand nehmen, ihm die Grenzen zeigen und vor allem Wege aufzeigen, wie wir diese Grenzen wahren können. Denn wenn Kinder Grenzen überschreiten, tun sie etwas für sich. Vielleicht möchten sie auf etwas aufmerksam machen, oder sie kennen einfach noch keine Grenzen oder haben noch keine Erfahrung damit gemacht.
Auf Dauer ist dieses „An die Hand nehmen“ viel nachhaltiger und effektiver, weil das Kind dann versteht, warum es diese Grenze gibt, und auch, was damit zusammenhängt. Wertschätzung, Rücksichtnahme und gegenseitige Unterstützung haben einen ganz anderen Stellenwert als: „Weil du das Kind bist, oder weil du irgendwas gemacht hast, was du nicht machen sollst, setze ich jetzt hier eine Grenze.“
Was tun, wenn ein Kind eine Grenze überschreitet?
Wenn es heißt, „Das Kind braucht Grenzen“, geht es vielmehr darum: Was tue ich, wenn ein Kind eine Grenze überschritten hat? Das ist ein ganz großer Unterschied. Der Glaube, dass ein Kind, wenn es eine Grenze überschreitet, etwas erleben muss, was ihm bildlich gesehen wehtut – eine Konsequenz oder eine Strafe, damit es diese Grenze künftig wahrt – ist meiner Meinung nach nicht empfehlenswert. Denn wir wollen das Lernen an anderen Stellen verknüpfen, damit es wirklich nachhaltig ist. Vor allem kleine Kinder können komplexe Zusammenhänge noch nicht verstehen. Da hilft wirklich das „An die Hand nehmen“, denn es hat einen Grund, warum das Kind die Grenze überschreitet. Dazu werde ich noch weiter darauf eingehen in einem weiteren Blog zum Thema „Belohnung und Bestrafung“.
Tipp:
Wichtig ist wirklich diese innere Haltung: Ein Kind tut nie etwas gegen uns, sondern immer für uns, z. B. um uns etwas aufzuzeigen. Wie siehst du dein Kind? Kann es aufgrund seiner Entwicklung, seines Alters, seiner kognitiven, sozialen und emotionalen Erfahrungen eine Grenze erkennen und sie wahren? Oder was ist da gerade los? Vielleicht hat es noch keine Erfahrung mit Grenzen gemacht, oder ein anderes Bedürfnis ist gerade so stark, dass es in dem Moment die Impulskontrolle nicht hat oder auf etwas aufmerksam machen will. Dann solltest du schauen: „Was ist denn wirklich dahinter los?“ Und dann können wir auch ganz anders mit dieser Grenzverletzung umgehen.
Was sind eigentlich Grenzen?
Wie gesagt, unsere Welt ist voller Grenzen. Es gibt individuelle, persönliche Grenzen, z. B. im Sinne von Körperkontakt oder Lautstärke. Oder andere Dinge, bei denen wir merken, dass unsere Grenze überschritten wurde. In der Natur gibt es Grenzen – räumliche, wie z. B. das Haus. Zeitliche Grenzen gibt es auch. Wir haben Naturgesetze, wie zum Beispiel die Schwerkraft. Im Januar können wir auch nicht ins Freibad – das ist auch eine Art von Grenze.
So wie ich meine Grenzen habe, haben auch andere Menschen ganz individuelle Grenzen. Es gibt Menschen, die mehr Lautstärke vertragen, andere, die Nähe anders wahrnehmen. Deshalb bringt es nichts, dem Kind zu sagen: „So nah darfst du an Menschen heran, und so nah nicht.“ Wenn wir jemanden gut kennen, lassen wir eine ganz andere Nähe zu, und das ist bei jedem Menschen anders. Hier ist es also eher wichtig zu zeigen: „Wie kann ich feststellen, wo Grenzen berührt werden? Wie kann ich damit umgehen?“
Es gibt gesellschaftliche Grenzen, Gesetze, an die wir uns halten müssen, moralische Grenzen… Du siehst, es gibt wirklich sehr viele Grenzen, die uns ständig begegnen. Und das zeigt uns: Es bringt nichts, dem Kind Grenzen des „Grenzen willen“ zu setzen. Wir sind tagtäglich mit Grenzüberschreitungen konfrontiert. Da ist es wichtiger zu zeigen: „Wo sind denn gerade deine persönlichen Grenzen?“
Grenzen als Elternteil
Gerade als Elternteil ist es wichtig zu schauen: „Wo sind denn meine Grenzen? Bin ich vertraut mit meinen Grenzen? Was ist mir manchmal zu viel? Wo überschreite ich selbst meine Grenzen?“
Am Anfang meiner Elternzeit habe ich permanent meine Grenzen überschritten, weil ich glaubte, es tun zu müssen, damit mein Kind seine Bedürfnisse erfüllt bekommt. Es hat bei mir sehr lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass niemand um mich herum kommt, um meine Grenzen zu wahren. Ich muss meine Grenzen erst kennenlernen, sie verstehen und dann auch entsprechend kommunizieren. Das bedeutet nicht, meinem Kind einen Zaun überzustülpen, sondern zu zeigen: „Wie kann ich meinem Kind oder meinem Umfeld diese Grenze wertschätzend und auf Augenhöhe kommunizieren? Wie kann ich für mich selbst einstehen und gleichzeitig schauen, was für Möglichkeiten wir haben?“ Denn häufig stoßen Grenzen aneinander, und ich möchte die Grenze eines anderen nicht verletzen.
Wie lernst du deine Grenzen kennen?
Das ist ein Prozess. Du bist nach diesem Blog nicht fertig mit dem Thema, sondern du musst dich wirklich beobachten. Bin ich in manchen Situationen schneller gestresst oder gereizt? Gibt es Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, zum Beispiel, weil ich besonders empfindlich auf Geräusche reagiere oder auf ungeplante Ereignisse? Das kann sehr vielfältig sein, und allein das Bewusstsein wird dir schon sehr helfen, anders mit deinem Kind umzugehen. Gerade Stress und Wut sind oft Indikatoren dafür, dass du deine Grenzen gerade überschreitest – oder jemand anderes.
Wenn du merkst, dass eine bestimmte Grenze ständig überschritten wird, ist es deine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Grenze eingehalten wird. Dein Umfeld wird das nicht automatisch tun.
Kinder lernen Grenzen durch Vorbilder
Kinder haben natürlich auch Grenzen. Sie lernen am leichtesten, Grenzen zu wahren, wenn sie erfahren, dass ihre eigenen Grenzen gewahrt werden. Gerade bei körperlichen, emotionalen und sozialen Grenzen. Wie oft reden Erwachsene im Beisein der Kinder über sie oder machen sich über sie lustig, lachen, wenn sie Wutausbrüche haben oder Emotionen zeigen? Das ist in meinen Augen eine extreme Grenzüberschreitung, die es unbedingt zu überdenken gilt.
Ein „Nein“ bei körperlichen Themen sollte immer respektiert werden! Klar, bei Themen wie Wickeln gibt es eine Fürsorgepflicht, aber auch hier gibt es Wege, das Kind nicht in seiner Autonomie zu verletzen. Vielleicht fühlt sich das Kind beim Wickeln unwohl, wenn es auf dem Rücken liegt und sich ausgeliefert fühlt. Dann kann man überlegen, ob das Wickeln im Stehen eine Option ist oder ob man die Windel weglässt – es gibt immer Alternativen.
Das „Nein“ respektvoll setzen
„Nein“ ist nicht immer ein komplettes „Nein“. Kinder sagen oft „Nein“, wenn sie etwas an der Sache stört. Natürlich gilt es auch hier wieder: Hinterfrage das „Warum“ und suche dann gemeinsam nach Lösungen. Alles andere endet in Machtkämpfen: „Nein“, „Doch“, „Nein“, „Doch“ – das ist nicht förderlich für ein gutes Miteinander.
Ein „Nein“ kann auch liebevoll sein und muss nicht immer hart und strikt sein. Es ist ein Stopp, aber es bleibt ein Miteinander. Du kannst ein klares „Nein“ formulieren und trotzdem auf Augenhöhe kommunizieren. Du kannst „Nein“ sagen, ohne dabei zu „verweichlichen“. Dein „Nein“ ist ein Ja zu dir selbst.
Die Klarheit hinter deinem „Nein“
Wichtig ist auch die Klarheit hinter deinem „Nein“. Ein Kind merkt genau, ob du es ernst meinst oder ob es nur ein „Wischiwaschi“ ist. Kenne dein „Warum“. Sagst du „Nein“, weil du keine Lust auf Diskussionen hast? Oder weil deine Grenze überschritten wurde?
Es kann hilfreich sein, sich zu hinterfragen: Steckt hinter deinem „Nein“ vielleicht ein Glaubenssatz? Ein Beispiel: „Kinder müssen still am Tisch sitzen“, aber dein Kind steht auf, weil es ihm zu lange ist. Ist das wirklich deine Entscheidung oder hast du das von außen übernommen? Wenn du merkst, dass es gar nicht dein „Nein“ ist, kannst du es revidieren – und das macht dich authentisch. Das lieben Kinder.
Die Wichtigkeit der Kommunikation
Die Kommunikation über Grenzen ist essenziell. Wir sind oft nicht geübt darin, unsere eigenen Grenzen zu kommunizieren, besonders wenn wir als Kinder keine Erfahrung gemacht haben, dass unsere Grenzen respektiert werden. Deshalb hoffen wir oft, dass andere unsere Grenzen verstehen, ohne dass wir sie aussprechen. Aber Kommunikation ist der Schlüssel!
Abschließende Übung:
Schließe deine Augen und spüre in deinen Körper. Was nimmst du wahr? Gehe mal alle Körperteile durch: Wie geht es deinen Beinen? Berühren sie den Boden? Sind sie locker oder verspannt? Wie geht es deinen Armen, deinen Schultern, deinem Bauch, deinem Brustraum? Wie fühlt sich dein Kopf an? Frag deinen Körper:„Was brauchst du jetzt gerade?“ Nimm einen tiefen Atemzug und komme langsam wieder zurück. Wie fühlst du dich jetzt?
Diese Übung hilft dir, in Kontakt mit dir zu kommen und so auch besser deine Grenzen wahrzunehmen. Zeit für dich zu nehmen ist so wichtig, um deine Grenzen zu spüren und dann auch deinem Kind beizubringen, wie es seine eigenen Grenzen erkennen kann.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat dir gefallen und du konntest etwas für dich mitnehmen. Wenn es diese Übung ist, setz sie regelmäßig ein, um in dich hineinzuschauen und anders mit deinem Kind umzugehen.
Ich wünsche dir einen Wunderschönen Tag!
Deine Leonie