In diesem inspirierenden Interview spreche ich mit Stephanie Albus, einer engagierten Erzieherin, Emotionscoach, Kinder-Emotionscoach, Entspannungspadägogin und Yogalehrerin für Kinder und Jugendliche, die ihre Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern in den Vordergrund stellt. Stephanie teilt ihre Erfahrungen und Einsichten über die Bedeutung von individueller Betreuung und emotionaler Unterstützung für jedes einzelne Kind in der Kita. Wir diskutieren Themen wie: Die Herausforderungen und Freuden des Kita-Alltags Die Wichtigkeit, Kinder als individuelle Persönlichkeiten wahrzunehmen Strategien zur Förderung der emotionalen Entwicklung von Kindern Die Rolle von Erziehern in der heutigen Gesellschaft Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Fachkräften Stephanie gibt wertvolle Tipps, wie Erzieher und Eltern zusammenarbeiten können, um das Wohl der Kinder zu fördern. Diese Episode ist eine herzliche Einladung, die Perspektive auf die Arbeit in der Kita zu erweitern und das Potenzial jedes Kindes zu erkennen.
Heute habe ich die liebe Stephanie Albus als Interviewgast bei mir. Sie ist Erzieherin und nebenbei freiberuflich als Emotionscoach für Kinder und Erwachsene sowie als Kinder-Yogalehrerin selbstständig.
Ich habe Stephanie eingeladen, weil sie ein wahres Vorbild als Erzieherin ist. Ihre Offenheit und Präsenz gegenüber den Kindern sind für mich als Elternteil im Kindergarten einzigartig, und sie hat einmal gesagt: „Ich habe den schönsten Job der Welt!“ Ich frage mich manchmal, wie unsere Welt wäre, wenn wir nur solche Erzieher hätten.
Leonie: Liebe Stephanie, erzähl doch mal, was ist das Besondere an deiner Arbeit? Wie wirkst du auf die Kinder?
Stephanie: „Ich würde sagen, dass ich in einer Kita in einer Gruppe arbeiten darf, wo ich wirklich ich sein darf, wo ich mich ausleben und meine Interessen und Erfahrungen einbringen kann, z. B. durch meinen Emotionscoach. Dort herrscht Offenheit für solche Themen. Es wurde z. B. mal eine Glücksfortbildung von meinem Leiter angeboten, die ich halten durfte. Ich bastelte mit den Kindern eine Glücksbox, die Kinder durften eine Woche lang Glück sammeln und in die Box legen. So lernten sie, dass es glücklich macht, jemandem etwas zu schenken, und dass das eine Superressource von ihnen ist. Denn wir tragen alle eine Schatzkiste an Ressourcen in uns und wissen oft nicht mehr, was alles in uns steckt. Das vermittle ich den Kindern mit dieser Glücksbox.“
Leonie: „Voll schön! Du hattest in unserem Vorgespräch von einer Situation erzählt, in der der Satz fiel, dass jetzt für einen Wutanfall keine Zeit ist. Einerseits verstehe ich voll, dass es in der Kita eine Struktur gibt, die eingehalten werden muss, andererseits finde ich, dass es wichtig ist, unseren Kindern beizubringen, wie sie mit Gefühlen umgehen können. Wie siehst du das?“
Stephanie: „Ich sehe das genauso, und glücklicherweise sehen das auch meine Kollegen so. Wir sagen den Kindern, dass jedes Gefühl okay ist, und geben ihnen Bestärkung. Wir sagen ihnen: Du darfst traurig sein, du darfst weinen. Viele Kinder verkneifen sich das Weinen, aber das tut ihnen gar nicht gut, dieses Aufstauen. Das Umfeld bringt ihnen das leider bei, aber wir zeigen ihnen das Gegenteil. Sie dürfen sich freuen und das auch zeigen, und wenn sie wütend sind, lassen wir sie einfach mal wütend sein, stampfen – solange die Emotion eben da ist. Ich bilde mich auch viel durch Bücher weiter, wie z. B. Ich bin richtig, genauso wie ich bin und „Was gehört zu mir?“, all diese Dinge, die stark machen. Denn das ist mein Ziel: Kinder stark zu machen.“
Leonie: „Ein anderes Thema ist, dass Kinder oft unsere Emotionen spiegeln, die wir gerade nicht wahrnehmen. Auch die der Eltern. Wie empfindest du das im Kita-Alltag?“
Stephanie: „Das ist ganz genauso! Kinder sind so feinfühlig, sie spüren jeden kleinen Moment. Eltern versuchen dann oft, das zu verbergen und zu sagen: Nein, es ist alles in Ordnung. Aber ich finde, Kinder spiegeln uns immer, egal, wie es uns geht. Deshalb ist es so wichtig, bei sich selbst anzufangen, denn es gibt immer einen Grund, warum ein Kind wütend oder traurig ist. Oft ist zu Hause nicht alles im Reinen. Eltern geben sich Mühe, aber viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, und trauen sich meistens nicht, Hilfe zu holen. Ich sage den Eltern immer wieder, sie dürfen sich Hilfe holen. Viele Eltern fragen mich oft: ‚Ich weiß nicht mehr weiter.‘ Dann sage ich ihnen: Holt euch Hilfe, das ist nichts Schlimmes. Viele glauben, sie könnten das nicht machen – was denken dann die anderen? ‚Ich kann doch nicht zum Psychologen gehen‘, und dann sage ich ihnen: ‚Wieso nicht? Ich habe es auch gemacht, und es hat mir gutgetan.‘ So zeige ich den Eltern: Niemand ist perfekt, und wenn du dich mit deinen eigenen Themen auseinandersetzt, macht es dich stärker, und du kannst besser mit dir und deinem Alltag umgehen. Oft verstehst du dann auch die Kinder besser.“
Leonie: „Mhh, gerade zu diesem Thema, dass du die Kinder besser verstehst. Würdest du sagen, dass du durch deine innere Arbeit anders auf die Kinder wirkst, dass sie anders auf dich reagieren?“
Stephanie: „Ja, eindeutig. Ich erinnere mich noch genau an die Ausbildung bei Yvonne Schönau, da kam ein Satz: ‚Sehen, Hören und dann Handeln.‘ Das hat sich bei mir so eingebrannt. Genauso nehme ich die Kinder wahr. Viele bewerten sofort: ‚Das Kind ist so und so.‘ Nein! Ich nehme erst einmal wahr, warum das Kind so ist, und sehe es in seiner Ganzheitlichkeit, erst dann handle ich.“
Leonie: Kannst du, ohne persönlich zu werden, ein konkretes Beispiel nennen? Wie gehst du dann vor?
Stephanie: Aus dem Bauch heraus kann ich sagen, dass ich viel feinfühliger geworden bin, weil ich auf meinem Weg immer geschaut habe: Was nehme ich wahr? Was steckt dahinter? Ich sehe die Kinder mittlerweile ganz anders. Was könnte der Grund für ihr Verhalten sein? Dann gehe ich auf das Kind ein. Ich beobachte viel und reagiere nicht sofort. Früher, bevor ich meinen Weg gegangen bin, bin ich auch mal lauter geworden oder habe das Kind am Arm genommen und gesagt: "Nein, jetzt ist aber Schluss!" – so ein bisschen zur Seite gezogen. Heute gehe ich auf die Kinder zu und frage sie, ob ich sie mal drücken darf. Das ist so wichtig. Ich hatte zwei Jahre lang ein Inklusionskind, das emotional und sozial gestärkt werden durfte, und diese Arbeit habe ich geliebt. Wenn wir Pech hatten, hatte er bis zu drei Wutanfälle am Tag, aber ich habe versucht, ihm Tools mitzugeben. Er ist jetzt in der 2. Klasse und redet immer noch davon, wie sehr er mich mag und toll findet, und das bereichert mich sehr. Immer wieder habe ich solche Kinder, die andere vielleicht als "Problemkinder" sehen, aber sie berühren mich im Herzen.
Leonie: Ja, das Wort "Problemkinder" finde ich auch sehr schwierig, denn letztlich ist das Kind nicht das Problem, sondern es zeigt Verhaltensweisen, bei denen wir hinschauen dürfen. Es kann anstrengend sein, als Erwachsene in solchen Situationen zu agieren, aber das Kind selbst ist nicht das Problem.
Stephanie: Genau. Das Kind ist nicht als "Problem" geboren, sondern als etwas Einzigartiges und Besonderes. Die Verhaltensweisen, die es zeigt, sind oft von äußeren Einflüssen geprägt. Das Kind kann nichts dafür, das sage ich auch immer im Kindergarten. Unsere Aufgabe ist es, dem Kind zu zeigen, wie es mit diesen Dingen umgehen kann und wie wir gemeinsam daran arbeiten. Manchmal gebe ich auch den Eltern Hinweise, was man vielleicht tun könnte, damit es dem Kind besser geht und es seinen Weg gehen kann. Leider werden viele Kinder ausgegrenzt, auch von Erwachsenen, die dann sagen: "Dieses Kind? Auf gar keinen Fall, es muss die Gruppe wechseln." Dabei liegt das Problem oft gar nicht beim Kind, sondern bei den Erwachsenen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Ein Kind wurde als "auffällig" eingestuft und sollte zum Kinderpsychologen. Als es zu uns in die Gruppe kam, stellte ich nach drei Wochen fest: Da ist nichts Auffälliges, es ist ein tolles Kind. Manchmal ist es einfach die Umgebung, die nicht passt.
Leonie: Ja, das ist spannend, vor allem, dass wir das oft an Zahlen festmachen. Zehn Kinder sind nicht wie zehn andere Kinder. Ein Kind braucht vielleicht mehr Begleitung, das andere mehr Freiheit. Es ist so unterschiedlich, aber wir denken oft nur in Zahlen.
Stephanie: Genau, und im Kindergarten läuft das mittlerweile so. Man hat eine festgelegte Anzahl an Kindern, aber niemand fragt, was jedes einzelne Kind mitbringt. Jedes Kind ist einzigartig und bringt sein eigenes Päckchen mit, aber das interessiert kaum jemanden – auch nicht, wenn man zu zweit 25 Kinder betreut.
Leonie: War dein Kollegium von Anfang an offen für deinen Weg? Wie ist es, wenn Eltern merken, dass es auch anders geht? Wo gibt es Möglichkeiten für Erzieher, sich weiterzubilden?
Stephanie: Jeder Erzieher muss von sich aus bereit sein. In meiner Kita gibt es einige Kolleginnen, die meinen Weg gegangen sind und zufrieden damit sind. Manche holen sich auch Hilfe, was ich großartig finde. Aber es gibt auch Kolleginnen, die nicht so offen dafür sind. In Teamsitzungen baue ich oft Tools wie die "Warme Dusche" ein, aber ich merke, dass vor allem jüngere Kolleg*innen oft noch nicht so weit sind. Ich versuche, sie im Alltag mitzunehmen und ihnen zu sagen: "Schau dir dieses Thema mal genauer an." Aber jeder muss bereit sein, sich damit auseinanderzusetzen. Das kann schmerzhaft sein, aber danach können sich Dinge lösen.
Meine Leitung ist zum Glück sehr offen. Für meine Fortbildung zum Kinderemotionscoach hat sie mir sogar zwei Urlaubstage geschenkt, was mich sehr glücklich gemacht hat.
Leonie: Das ist so schön, wenn das anerkannt wird – von den Eltern, den Kolleg*innen und der Leitung. Hat sich dein Kita-Alltag im Laufe der Zeit verändert, besonders in Bezug auf dein Stresslevel?
Stephanie: Definitiv. Früher war es ganz anders. Ich habe in einer Mutter-Kind-Kur gearbeitet, da gab es kaum Stress. Mein Ziel war es, den Kindern drei tolle Wochen zu bereiten, was mir auch immer gelungen ist, weil ich meine Arbeit liebe. Früher war es viel stressfreier. Die Kinder waren viel mehr draußen, und wir konnten mehr machen. Heute ist der Verwaltungsaufwand riesig, und oft bleibt kaum Zeit für die Kinder. Dennoch geben wir uns in unserer Kita Mühe, auch mit wenig Personal ein tolles Angebot zu machen. Wir bereiten Themen vor, fragen die Kinder, was sie interessiert, und machen verschiedene Angebote wie eine Fußball-AG, eine Waldgruppe und eine Inline-AG für Vorschulkinder. Das ist uns wichtig, weil wir unseren Job lieben.
Leonie: Wow, es ist wirklich schön, dir zuzuhören. Man merkt, wie wichtig dir deine Arbeit ist und dass du jedes Kind als Individuum siehst. Leider ist es in unserer Gesellschaft oft anders: Kinder stören eher, dürfen nicht laut sein oder auffallen. Wie siehst du das?
Stephanie: Ich sehe es genauso wie du. Ein Beispiel ist die typische Supermarktsituation: Ein Kind schreit, und die Eltern haben Angst, was andere denken. Dabei wäre es so wichtig, mit dem Kind zu reden: "Warum bist du wütend? Was macht dich traurig?" Es gibt immer einen Grund. Leider werden Eltern und Kinder oft verurteilt, aber jeder hat sein Päckchen zu tragen. Es ist wichtig, dass Kinder sich so zeigen dürfen, wie sie sind. In der Schule fängt dann oft das Bewerten an, aber das Hier und Jetzt ist so wichtig – dass sollten wir unseren Kindern vermitteln.
Leonie: Das ist ein wunderbarer Abschluss. Unsere Kinder brauchen uns jetzt, genauso wie wir sind. Vielen Dank für das schöne Gespräch und dass du dein Feuer und deine Liebe zur Arbeit so gezeigt hast. Möchtest du noch etwas abschließend sagen?
Stephanie: Ja, ich finde, jeder sollte sich selbst so lieben, wie er ist. Jeder Mensch ist einzigartig und gehört dazu.