In diesem Blogartikel wird erläutert, dass Konflikte, insbesondere zwischen Geschwistern, ein natürlicher Bestandteil des Familienlebens sind und wichtige Hinweise auf Familiendynamiken geben. Konflikte spiegeln wider, wie wir als Vorbilder agieren und wie Kinder durch unsere Reaktionen im Umgang mit Auseinandersetzungen lernen. Es wird betont, dass Eltern nicht als Richter eingreifen sollten, sondern die Kinder dazu ermutigen sollten, ihre eigenen Lösungen zu finden und empathisch zuzuhören. Zudem ist es wichtig, die eigenen Emotionen zu reflektieren und den Kindern Raum zu geben, ihre Konflikte selbstständig zu lösen, um Mitgefühl und Verständnis zu fördern.
Und dieses Geschreie und Gestreite nervt mich … so sieht häufig unsere erste Reaktion aus. Gerade Konflikte bei Geschwistern sind ein Spiegel für Familiendynamiken, sie sind wertvolle Hinweisgeber auf Ungleichgewichte. Allgemein sind Konflikte etwas ganz Natürliches und gehören einfach dazu. Also atme an dieser Stelle erst mal tief durch – am Ende dieses Blogs wirst du erfahren, warum Konflikte immer Chancen bieten, uns gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen.
Konflikte hängen damit zusammen, welche Erfahrungen wir im Zusammenhang mit Konflikten gemacht haben – sprich, wie sie gelöst werden können, wie wir miteinander umgehen, wie wir aufeinander eingehen und zuhören können. Das ist ein wichtiger Punkt, den Kinder durch Beobachtung von uns erlernen, z.B. im Umgang, wenn wir selbst mit einem Kind im Konflikt stehen.
Geschwisterkonflikte sind auch ganz natürlich, da in uns ein Konkurrenzdenken steckt. Hier geht es um das Erhaschen von Aufmerksamkeit – das ist in unserer DNA und evolutionär sinnvoll, weil das Überleben des Kindes von der Aufmerksamkeit der Eltern abhängig ist, um Schutz und Nahrung zu erhalten. Das steckt einfach in Kindern drin und ist nichts Schlechtes.
Doch wie können wir unsere Kinder richtig begleiten, wenn sie einen Konflikt haben? Zunächst ist wichtig zu wissen: Welche Rolle haben wir als Eltern? Die des Vorbildes. Das heißt, wie laufen die Konflikte zwischen uns Eltern oder mit anderen Menschen ab, mit denen wir als Eltern agieren?
Es ist wichtig, Konflikte, die Kinder sehen oder hören, nicht runterzuschlucken, sondern sie konstruktiv an Ort und Stelle zu bearbeiten. Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt. Konflikte sind auch ein Spiegel dafür, wie reflektiert ich bin – ob ich es schaffe, mit meinem Partner auf konstruktive Weise meine Gefühle und Bedürfnisse zu äußern, zu hinterfragen, was mir wichtig ist, welche Erwartungen ich an mein Gegenüber habe, und ob ich überhaupt eine gemeinsame Lösung im Sinn habe oder den anderen nur benutze, um Wut oder Traurigkeit abzuladen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Wenn zwischen den Kindern ein Ungleichgewicht z.B. in Gewicht oder Alter herrscht, ist es wichtig, dass wir als Eltern das schwächere Kind schützen und dem anderen klar eine Grenze aufzeigen, ohne Schiedsrichter zu spielen. Wenn die emotionale oder körperliche Grenze z.B. durch Schubsen oder Beleidigen überschritten wird, sollten wir eingreifen, aber oft ist das gar nicht nötig.
Wir Eltern denken oft, wir müssten für Gerechtigkeit sorgen, doch wenn wir einschreiten, entsteht ein Ungleichgewicht. Das Kind, das zurückgewiesen wird, fühlt sich ungerecht behandelt, weniger geliebt, weniger wertgeschätzt. Das andere Kind fühlt sich bestätigt, was den Konflikt weiter verstärkt. Ein Richter sorgt immer für Trennung – es gibt einen Angeklagten und ein Opfer, es geht ums Recht haben und Gewinnen. Doch das Ziel eines Konflikts ist ein Miteinander.
Bevor du eingreifst, prüfe: Gibt es ein starkes Machtgefälle? Oder kannst du abwarten und beobachten, ob die Kinder noch dabei sind, ihren Standpunkt zu verteidigen? Du kannst auch fragen: „Braucht ihr Hilfe?“ (an beide gerichtet). Frage beide: „Was möchtest du?“ „Was hast du hier gerade wahrgenommen?“ „Welche Lösung können wir finden?“ Wenn wir Kindern helfen, eigene Lösungen zu finden und ihnen zeigen, wie wichtig es ist, einander zuzuhören, auch wenn man nicht die gleiche Meinung teilt, lernen sie Mitgefühl und Verständnis durchs Erleben, nicht durchs Sagen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist auch: Was macht der Konflikt der Kinder mit mir? Bin ich gestresst oder wütend? Fühle ich mich persönlich angegriffen? Oder denke ich, sie könnten mir zuliebe ruhig sein? Das sind alles Dinge, die im Unterbewusstsein schlummern. Ich lade dich ein, in dich hineinzuhorchen. Wolltest du eine perfekte, harmonische Familie? Ist das wirklich realistisch? Du hast nicht versagt, wenn deine Kinder sich streiten – es ist ganz natürlich.
Frage dich stattdessen: Was braucht es gerade? Einen Raum, in dem die Kinder geschützt ihre Konflikte selbst lösen können? Kinder sind oft nicht nachtragend und finden schnell wieder zueinander. Denke auch an deine Kindheit: Hast du dich damals von einem Geschwisterkind in die Ecke gedrängt gefühlt? Hast du dich hilflos oder ausgeliefert gefühlt? Wie haben deine Eltern reagiert? Wie gingen sie untereinander um, wenn es Streit gab? Gab es Mitgefühl oder Verurteilung?
Du siehst, welche Chancen dieser Prozess für dich und deine Kinder in Richtung mehr Einheit bietet. Gerade das Thema Mitgefühl liegt mir sehr am Herzen, und ich sehe, wie meine Kinder es sich durch Zuhören und Verständnis schenken.
Ein Beispiel: Ein Kind wollte einfach in den Arm genommen werden. Das andere Kind fragte: „Warum?“ Das eine Kind antwortete: „Es würde mir gerade gut tun, um Sicherheit zu spüren.“ „Ja, aber ich möchte gerade nicht.“ Und das war für beide in Ordnung, weil sie sich zugehört hatten.
Prüfe auch, wie du im Alltag in Konfliktsituationen mit deinem Kind umgehst, z.B. wenn es nicht am Tisch bleiben oder Zähne putzen möchte. Zeigst du Mitgefühl, überträgt sich das auf das Konfliktverhalten der Kinder. Es kann durchaus mal eskalieren, aber die Kinder werden eher aufeinander zugehen und sich versöhnen.
Manchmal steckt hinter einem Konflikt etwas ganz anderes – etwa, dass ein Kind in der Kita keinen Raum zum Ausdruck hatte. Das Geschwisterkind wird dann als „einfache Beute“ genutzt, um Gefühle zu entladen. Das sollten wir erkennen und eine Grenze setzen.
Zusammengefasst: Schau zuerst, wie es dir bei dem Konflikt geht, welche Gefühle und Ansprüche hochkommen. Dann ist es wichtig, für Schutz zu sorgen, dass die Kinder sich nicht verletzen, und ihnen gleichzeitig Raum zu geben, Konflikte zu erfahren und zu gestalten. Und prüfe deine eigene Konfliktfähigkeit – wie gehst du mit Konflikten um, wie mit deinem Partner und deinen Kindern? Sorge dafür, dass jeder den Raum bekommt, sich auszudrücken. Denn keiner handelt aus Boshaftigkeit; auch das Kind, das ungerecht handelt, braucht Unterstützung, um einen besseren Weg zu finden.
Ich hoffe, dass du vieles mitnehmen konntest. Lies diesen Beitrag gern nochmal und schreibe mir, was du für dich mitgenommen hast. Teile ihn gerne mit anderen Eltern.
Alles Liebe und einen wunderschönen Tag wünsche ich dir!
Deine Leonie